Ein offener Brief an die Stadt - Richter oder Kläger?
Jüngst öffneten die Bürgerinnen und Bürger ihre Briefkästen und fanden dort den Flugzettel, welcher ihnen bereits auf der Straße als feuchter, dreckiger Klumpen am Schuhwerk hingen blieb. Aber was will man machen - so ist der Herbst. Was sich auch inzwischen an den Verfärbungen der hiesigen Blattkultur zeigt und sich allgemein als "Indian summer" schimpft. Aber ich komme vom Thema ab.
Hier ein Abdruck des Briefes:
"Sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates von Central County,
schon länger ist es ruhig in der Stadt.
Bürgermeisterin Dolly Fryn hat man schon seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Auf Anfrage vertröstet die Pressesprecherin des Rathauses und "...gibt zu dem Thema keine Auskunft!".
Wir alle erinnern uns, das damals Steuersenkungen versprochen wurden, sowie Hilfe für kleine Unternehmen in der Stadt. Die Stadt sollte schöner werden. Doch mit der Abwesenheit der Bürgermeisterin wuchsen die Probleme.
Das Stadtbild verwahrlost immer mehr. So gut wie an jeder Ecke der Stadt ist Müll zu finden und die Graffitis an den Hauswänden nehmen schon fast überhand.
Die Innenstadt wird immer leerer. Kleine Geschäfte und Unternehmen schließen ihre Gewerbe und selbst im Puff bleiben die Nutten weg. Trotz der Niederlassung eines großen Pharmakonzerns und der Hoffnung für neue Arbeitsplätze, verschwinden die Menschen aus der Stadt.
Über die Unterbesetzung im Sheriff Department, Krankenhaus und Feuerwehr wird sich auch nicht gekümmert. Wie soll man da bitte die Sicherheit der Bürger in dieser Gott verdammten Stadt garantieren? Wo gehen all die Steuergelder hin?
Darum wird der Stadtrat dringend aufgefordert sofort die Neuwahlen des Bürgermeisteramtes einzuleiten. Dieser Schritt ist unumgänglich und sollten so schnell wie möglich durchgeführt werden um das, was von der Stadt noch übrig ist, zu retten.
Sonst sehen sich die Bürger gezwungen diverse Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Stadt zu schützen und zu retten!"
Nun könnte man meinen, dass nur auf etwas offensichtliches hingewiesen wird. Moment - das ist ja auch der Fall. Doch kommt nicht eher die Frage auf, welches Mitglied dieser Stadt den Brief verfasst hat? Viele Menschen stehen nicht zur Auswahl. Natürlich sind die Beobachtungen, die geschildert werden, korrekt. Doch der Glaube ist gering, dass sich allein durch eine Neubesetzung des Bürgermeisterpostens eine verschlafene Stadt in einen Kokon einpuppen und nach wenigen Tagen als strahlender Phoenix daraus emporsteigen wird. Wenn wir Glück haben, bekommen wir eine flauschige Motte mit Flügeln zu sehen. Denn wie heißt es so schön - gut Ding hat Weile. Und das wäre auch gar nicht so schlimm, wenn klar durchdachte und akzentuierte Stadtmarketingmaßnahmen und -veränderungen das Resultat wären.
Das Bordell auf dem Grundstück des ehemaligen Roadrunners ist schon mal ein Anfang. Dass diese illustre Freudenstätte leider dem Aussehen nach für den schnellen "Schuss" gedacht ist, statt für ein ambitioniertes Männerklientel mit großem Geldbeutel, das bekanntermaßen gewisse Luxusansprüche hat, muss der derzeitigen Verwaltung scheinbar genug Erneuerung sein.
Aber nun zu den Umzügen in der Stadt, die zumindest eine kleine Bewegung zeigen.
Das Racoon ist in seiner Sommerpause/schließung zwischenzeitlich in die unterirdischen Räumlichkeiten des ehemaligen Bordells gezogen. Die Wiedereröffnung findet am heutigen Abend mit einer Halloween-Party statt.
Und auch das Sweets nennt sich jetzt "Café Sweets" und hat mehr Platz für seine Gäste.
Die Lokalitäten ziehen also mehr in den hinten Teil der Stadt oder wie man meinen könnte - weit weg vom SD. Ob das beabsichtigt ist, wird sich wahrscheinlich in Zukunft zeigen.
Doch sollte es zu Neuwahlen in der Stadt kommen, stellt sich die Frage, welche Kandidaten sich für das Amt der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters zur Verfügung stellen wollen. Oder ist das Amt bereits insgeheim für jemanden vorgemerkt und uns Bürgerinnen und Bürgern soll mit einer Neuwahl nur das Gefühl von einer vermeintlichen Wahlfreiheit gegeben werden?
Wie oft in der sagenumwobenen Demokratie wird ohnehin wieder der gewinnen, der sich am besten verkauft. Nicht der am besten für die Stadt ist.
/gmm für ccn
