Digitales Zahlsystem eingeführt - mehr Schein als Sein?
Wer kennt es nicht: Erst muss man wissen, wo man es hin steckt, dann darf man es nicht verlieren und am Ende ist nur so viel übrig, dass das Sparschwein damit gefüttert wird. Das liebe Bargeld. Doch hiermit soll - ginge es nach der Obrigkeit in der Stadtverwaltung - nun Schluss sein.
Jüngsten Mitteilungen der Executive zufolge, soll das bargeldlose Bezahlsystem in der ganzen Stadt eingeführt werden. Neue digitale Kassen können von Verwaltungsträgern und privaten Dienstleistern aufgestellt werden, jede*r Bürger*in hat die Möglichkeit, sich in der ansässigen Bankfiliale seine persönliche Kreditkarte ausstellen zu lassen. Man glaube es kaum, die Ausstellung ist sogar gebührenfrei.
Gedacht ist, dass nun also jeder mit seiner Karte an jedem Ort in Central County bargeldlos bezahlen kann. Wenn man ein eigenes Geschäft betreibt, sollen auch hier bargeldlose Transaktionen vorgenommen werden. Klingt erstmal plausibel und einfach.
Weiterhin jedoch sollen auch Gehälter hierüber abgerechnet und transferiert werden. Und genau da - man möge mir die zu Ostern passende Phrase entschuldigen - liegt der Hase im Pfeffer.
Gemäß einer öffentlich ausliegenden Gehaltsliste werden nämlich bereits diverse Gehälter, der im Öffentlichen Dienst Beschäftigten, über dieses neue Zahlsystem abgerechnet. Die Eingruppierungsliste können Sie unter dem folgenden Link zur Internetpräsents der Stadt einsehen:
http://schwarzegarde.de/RolePay.htm
Leider wird nicht öffentlich erläutert, wie genau jedoch die Arbeitszeiten berechnet werden. Die tatsächliche Arbeitszeit als feste Kernzeit? Oder gar Bereitschaftsdienst, der dann ab jetzt von jedem nur zu gerne ausgeübt wird, egal ob er gerade zu Hause in der Wanne, in einem Restaurant oder im Bordell sitzt? Und ist die Bereitschaft dann überhaupt vorhanden, bei einem wirklichen Notfall seine tatsächliche Tätigkeit auszuüben und was passiert, wenn dies nicht geschieht? Der Redaktion liegt die Information vor, dass die im Öffentlichen Dienst stehenden Personen sich nur einstempeln brauchen, um ab diesem Moment Gehalt zu beziehen. Eine tatsächlich ausgeführte Tätigkeit sei ohne jeglichen Belang.
Das kann so nicht richtig sein.
Denn letztlich wirft dies die Frage auf, wie das Gesamtkonzept der Stadtverwaltung wohl aussehen mag, wenn zwar Verwaltungsorgane bereits mit dem System arbeiten, die privaten Dienstleister der Stadt jedoch das große Nachsehen haben.
Stellen wir uns doch mal die Einzelhändler vor. Diese warten die ganze Zeit in ihrem Laden darauf, dass jemand mit tatsächlich vorhandener und gedeckter Kreditkarte ihre Leistung in Anspruch nehmen wird. Ein Kaffee, zwei Donuts - macht 6 $. Ein Bier, zwei Gläschen Schnapps - macht 12 $. Und das alles, wo die Stadtangestellten eine feste und regelmäßige Besoldung erhalten, egal ob sie sich gerade während ihrer "Bereitschaft" in einer Lokalität aufhalten. Und am Ende sollen die Privatleute noch freundlich lächeln. Tschüss Kunde - hallo Gesellschaftsspaltung.
Oder nehmen Sie mich als Beispiel. Bisher erhielt ich mit jedem Klick auf diesen Blog einen festen Betrag. Ich verkaufe keine Waren, ich verkaufe Gedankengut. Doch wie soll ich künftig Geld auf meine neue Kreditkarte bringen, wenn doch keine direkte Zuleitung der Einnahmen an die Karte erfolgen kann? Wo kein Moos, da nichts los. Da bereits das Lebensmittelgeschäft auf das genannte Zahlsystem umgestellt wurde, kann ich dort keine Waren mehr einkaufen. Demnächst bekommt meine Frau unser Kind. Wie soll ich die Krankenhauskosten begleichen?
Offene Fragen, die es kurzfristig zu klären gilt.
Denn spätestens wenn sich Leute wie Sie und ich uns weigern, am Zahlsystem der Behörden teilzunehmen, wird es eine interessante Wendung in der Stadt geben. Wie diese aussehen wird - lassen wir uns überraschen. Vielleicht wäre ein offener Dialog zwischen Verwaltung und Bürger*innen sinnvoll. Falls erwünscht.
/gmm für ccn
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