Werte Leserinnen und Leser,
wie ich im ersten Beitrag des Blogs erwähnte, wollte ich keine persönlichen Wertungen mit in meine Artikel einfließen lassen. Ich denke, daran habe ich mich weitestgehend gehalten.
Doch dies wird ein Beitrag, welcher ganz und gar persönlich wird. Einfach weil ich heute einen Anlass dafür habe; ich möchte folgende Frage – an mich selber – stellen:
Wie ist es, 6 Monate mit meiner Frau verheiratet zu sein?
Als erstes kann ich dazu sagen, dass es in einem Wort nicht zu beschreiben ist. Wenn ich dann Beispiele dafür finden soll, fallen mir viele auf einmal ein, bei einigen muss ich jedoch schmunzeln: chaotisch, spannend, humorvoll, bezaubernd, abwechslungsreich, heiß, liebevoll, nervenaufreibend, vertrauensvoll.
Mir ist bewusst, dass ich nun aus dem berühmten Nähkästchen plaudern werde. Aber da ich stolz auf das bin, was meine Frau und ich haben und uns verbindet, habe ich keine Probleme damit, es offen zu beschreiben. Und so nehme ich die obigen Worte wieder auf und möchte sie näher erläutern.
Meine Frau ist chaotisch. Nicht etwa, weil sie keinen Plan vom Leben hat, sondern weil sie in mein sonst ruhiges Leben die gewisse Ruhelosigkeit bringt. Wo ich grau mag, ist sie der pinke Gegenpol. Das kann man auch meist deutlich an der Kleidung und unserer Einrichtung sehen. Sie mischt nicht nur mich auf, sondern die ganze Stadt. Sei es nun mit ihrem offenen und liebevollen Wesen oder mit einer Schrotflinte, die so schwer ist, dass sie aus Versehen auf Männer schießt und sich selber dabei den Arm bricht. Auf mich hat sie noch nicht geschossen. Aber was nicht ist, kann noch werden.
Das macht es auch so spannend mit ihr. Kein Tag ist wie der andere und keine Herausforderung zu groß. Sie lässt mich zu einem stärkeren Menschen werden, wenn es mir nicht gut geht und fordert mich heraus, mit ihr mitzuhalten. Das Böckchen schubst mich, wenn ich einen Anstoß vertragen kann und der Pinguin kommt zu mir in die Eisbärhöhle, wenn er Nähe braucht. Ich werde überrascht von einem Reigen von Ideen und kann doch darauf zählen, Unterstützung und Verständnis zu empfangen.
Nicht jeder Mensch findet mich lustig, das muss auch nicht so sein. Zur Not lache ich über mich selber, trottelig dafür bin ich zur Genüge. Aber von Anfang an hat mich diese humorvolle Art meiner Frau in ihren Bann gezogen. Es vergeht kein einziger Tag, an dem sie mich zum Lachen bringt. Das schaffen nicht viele, weil ich oft so gestresst und genervt von der Arbeit bin, dass ich brummend auf dem Sofa einschlafe. Ich weiß nicht, ob sie als Kind von einem Kobold gesegnet wurde, aber für mich ist es die reine Erfrischung, mit der sie mir immer wieder gegenüber tritt. Und diesen Humor zeigt sie auch, wenn Pittiplatsch das Schnattchen zum klappern bringt.
Vielleicht ist es einfach die ganze Mischung ihrer Charakterzüge, die mich von Anfang an bezaubert hat. Wie sie an der ehemaligen Smokey (noch im Container am Roadrunners) erst auf eine Kiste steigen musste, um mich vernünftig ansehen zu können. Anfangs noch etwas schüchtern, dann immer mehr auftauend, bis sie mir von ihrer todesmutigen Begegnung mit dem Nilpferd berichtete. Das war auch der Moment, der sich in meine Erinnerungen brannte. Nicht etwa, weil sie mir auf ihrem Handy statt dem Nilpferd aus Versehen Fotos von ihrem sexy Arsch zeigte (der übrigens nicht zu verachten ist!), sondern weil ihr wacher Geist mich angespornt hat, mit ihr mithalten zu wollen. Schon damals genoss ich es, einfach bei ihr zu sein und ihr dabei zuzuhören, wie sich Ihre Gedanken und Worte überschlugen, weil sie einfach vor Kreativität und Enthusiasmus sprudelt, was unsere Beziehung auch sehr abwechslungsreich macht. Es ist ein Geben und Nehmen, ohne die Hemmung haben zu müssen, Dinge offen anzusprechen und mehr vom anderen zu verlangen, als dieser geben könnte.
Und so kommen wir zur brisanten Abteilung des Nähkästchens. Denn auch wo viele schon mitbekommen haben werden, dass meine Frau und ich gerne auswärts eine Nummer schieben, so sind wir im Grunde Langweiler. Wir haben keine „besonderen Neigungen“ in Sachen „auf den Punkt kommen“. Wir verhauen uns nicht gegenseitig den Arsch, besitzen keine Peitschen, stecken uns kaum Gemüse in Körperöffnungen, geben uns nur nette Tiernamen und Pippi und AA landet im Brunnen (was Emilys Verständnis fürs Töpfchen ist). Und uns geht es damit mehr als hervorragend. Meine Frau ist heiß. Unser Schnackseln ist mega. Wir brauchen keine weiteren Personen dazu und können uns sogar an der Missionarsstellung erfreuen, denn wir wissen sie anzuwenden.
Das Schöne dabei ist jedoch, dass meine kleine Hexe mit ihrem liebevollen Wesen stets ein Lächeln in mein Gesicht zaubern kann. Dass sie auch ganz anders kann, wenn ihr etwas gegen den Strich geht, haben schon ein paar Personen in der Stadt erfahren dürfen. Auch bei mir war sie schon ein paar Mal aufmüpfig. Soll sie auch sein, schließlich steckt in ihr ein Temperamentsbündel das nicht zu allem ja und Amen sagen muss. Ich mag denkende Frauen mit einer Persönlichkeit. Nicht zuletzt deswegen bewundere ich meine Frau, die ein Charakterkopf ist. Ich habe Respekt vor ihren Ansichten und schätze ihre Meinung. Sie ist zu meiner inneren Stimme geworden.
Was nicht heißen soll, dass bei uns immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, schließlich würde das einen auf Dauer auch langweilen. Man sehe sich nur mal den Kleidungsstil meiner werten Gattin an! Neuestes Model Marke geplünderte Altkleidersammlung der Army verhüllt maximal das nötigste von ihrem kurvenreichen Body. Dass da mehr zu sehen ist, als für den Blutdruck meiner einer gut ist, stört sie aber nicht im Geringsten. Unschuldig wie ein frommes Lamm guckt sie mir dann noch in die Augen und versteht nicht, warum ich schnaube wie ein Büffel. Und doch schafft sie es immer wieder, mich um ihren kleinen Finger zu wickeln, selbst wenn auf ein mal zwei Nilpferdbabies unseren Vorgarten zerpflügen. Es ist sogar so nervenaufreibend mit ihr, dass ich mir verrückte Racheaktionen einfallen lassen muss, auch wenn dies bedeutet, dass ich mich vorm Rest der Stadt zum totalen Schwachkopf machen muss. Aber meine Frau ist es mir einfach wert.
Aber bei allem, das uns widerfährt, steht unsere Bindung im Vordergrund. Da kann auch ein nackter Mann nichts ausrichten, der sich mal wieder an meine Pinguinlady tanzend ranmachen will. Natürlich sind wir eifersüchtig, wenn dem jeweils anderen jemand zu nahe kommt, doch wir führen eine vertrauensvolle Beziehung. Ich weiß zu jeder Zeit, dass ich mir keine Sorgen machen muss, durch jemand anderen ersetzt zu werden. Genauso wie es mo ghaol weiß.
Und so möchte ich nun langsam zum Ende kommen.
Was wollte ich mit dem Headliner „will ich?“ zum Ausdruck bringen? Heute sind wir 6 Monate miteinander verheiratet. Ich habe noch nie erlebt, dass ich so überrascht über einen ausgesprochenen Zeitraum war wie hier. Ich denke das kommt daher, dass ich die miteinander verbrachte Zeit genieße, die ich mit Saphi verbringen darf. Minute für Minute. Wenn ich bei ihr bin, verbringe ich die Zeit mit ihr. Nicht mit nebenbei fernsehen, den Playboy ansehen oder die Fußnägel schneiden. Ich bin ganz bei ihr und genieße sie. Genieße die letzten 6 Monate und schon die Zeit davor. Mal mit Socken und wenn ich mutig bin, sogar ohne. Mal bringe ich Ingwer mit nach Hause, mal etwas Luftpolsterfolie. Und spätestens wenn ich sie lachen sehe, bin ich angekommen. In unserem gemeinsamen Leben. Also ja, ich will. Weiter mit DIR, mein Herz, zusammen sein. Ich hoffe, du willst das auch mit mir (und bevor du antwortest, denk an die restliche Auswahl in der Stadt!). Und auch wenn wir keine Ringe brauchen würden, bin ich stolz darauf, dass du mir einen angesteckt hast. Denn ich würde dich auf der Stelle weg wieder heiraten, sogar nur im Schottenrock oder von mir aus auch ohne.
Dein Gabe.
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